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Wie sinnvoll ist ein Herdenverhalten auf den Kapitalmärkten?
Wie sinnvoll ist ein Herdenverhalten auf den Kapitalmärkten?
Wenn viele losrennen, fällt es uns schwer, als Einzige stehen zu bleiben. Fremde Bewegung steckt an. Der Herdentrieb wird etwa an Fußgängerampeln wirksam, wenn jemand bei Rot losläuft. Dieses biologische Erbe sitzt tief und ist durchaus sinnvoll. Doch die Menge kann irren - wie an der Ampel.
Im Laufe der Evolution hat die Spezies Mensch nicht nur Körpermerkmale, sondern auch Verhaltensweisen herausgebildet, die sich bis heute als nützlich er-weisen. Oft genug haben diese Handlungs- und Reaktionsweisen sogar unser Überleben als biologische Art gefördert oder schlicht ermöglicht. Eines dieser Überlebensprogramme lautet: „Was die Masse macht, kann so falsch nicht sein, und wenn die Masse irrt, dann sitzen wir wenigstens alle im selben Boot und können das Problem gemeinsam lösen.“

Auf dem Kapitalmarkt richten deshalb Analysten und Fondsmanager ihre Urteile über die Zukunft von Unternehmen häufig an denen ihrer Kollegen aus. Niemand liegt gerne mit seiner Prognose als einziger falsch und steht dann vermeintlich „wie ein Depp“ da. Es gehört Mut dazu, eine Außenseiter-Meinung zu vertreten, denn hoch ist das Risiko, sich zu irren. Und lieber irrt man sich gemeinsam mit anderen.
Doch wie erfolgreich waren in der Vergangenheit das Herdenverhalten bzw. die Außenseiter-Meinung? Wir untersuchten folgende 3 Anlagestrategien: Eine Momentum-Strategie (Mom 12-1M), die die trendstärksten Aktien der letzten 12 Monate unter Ausschluss des letzten Monats auswählt. Sowie eine kurzfristige als auch langfristige Mean-Reversion-Strategien, die die Aktien mit der schlechtesten Wertentwicklung des letzten Monats bzw. der letzten 5 Jahre selektiert.
Für unsere Untersuchung nutzen wir die 300 liquidesten Euroland-Aktien zu jedem Zeitpunkt und bildeten ein markt- und branchenneutrales Long/Short Portfolio, das in jedem Monat neu angepasst wurde.
Die Ergebnisse der 3 Strategien sehen, ohne die Wertentwicklung und Turbulenzen des zugrundeliegenden Aktienmarktes, wie folgt aus:
Quelle: StarCapital AG, eigene Berechungen
Die Momentum-Strategie war der stärkste Renditetreiber der letzten Jahre. Die langfristig positive Wertentwicklung von +4,8% p.a. ist jedoch sehr anfällig für schnelle und heftige Rückschläge. Diese Momentum-Crashs zeigten sich u.a. am Ende der Tech-Blase 2002 und in der Lehman-Krise 2009. Dies sind die Zeitpunk-te, an denen die Herde sich irrt.
Die kurzfristige Mean-Reversion-Strategie mit einer Formationsperiode von einem Monat ist mit durchschnittlich +1,8% p.a. profitabel. Die langfristige Mean-Reversion-Strategie mit einer Formationsperiode von 5 Jahren erbringt jedoch negative jährliche Rendite von -1,2%. Die Stärke beider Mean-Reversion-Strategien kommt in Momentum-Crashs zum Tragen, wenn die Außenseiter-Meinung die bessere ist.
Wären die Kapitalmärkte effizient, dürften diese dargestellten Effekte nicht existieren. Sie tun es aber, da die Kurse durch menschliches Verhalten wie Angst, Gier und Reframing beeinflusst werden. Wir Menschen lassen uns mitreißen. Wenn wir wahrnehmen, dass andere Anleger kaufen, löst das in uns einen au-tomatischen Impuls aus, dessen Ergebnis auf den Kapitalmärkten sogar positiv ist.
Autor: Jens Kummer, Direktor und Senior Portfoliomanager bei StarCapital
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