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Starker Dollar, außenpolitische Krisen und Schulden von Seiten der EZB hemmen das wiedererstarken von Gold nicht

Warum ein starker Dollar, außenpolitische Krisen und Schulden von Seiten der EZB das Widererstarken von Gold nicht hemmen wird.

Erfahren Sie im Interview mit Sven Kuhlbrodt (Baker Steel Capital Management) welche Entwicklungen 2023 im Edelmetallbereich auch für ihn überraschend kamen und wie sich Edelmetalle in der aktuellen Inflations- und Zinslage der EZB und FED verhalten.

Hände

Wie bewerten Sie die momentane Zins- und Inflationspolitik der EZB? Welche Auswirkungen hat dies auf den Wert von Edelmetallen?

Die EZB hat, wie auch in früheren Zyklen, Leitzinsen später angefangen, zu erhöhen als die Fed. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass die europäische Inflation proportional stärker angebotsseitige Gründe hat (insbesondere Energie und Nahrungsmittel) und weniger nachfraggetrieben ist (z.B. Arbeit [Löhne], Konsum). Würde die EZB zu schnell und/oder zu stark erhöhen, bestünde die Gefahr in einem größeren Maße als in den USA, die Wirtschaft in eine tiefere Rezession zu stürzen. Um die nachhaltig hohe Inflation (2/23: +8,7%) aber weiter zu drücken, wurde für den 16. März bereits eine weitere Anhebung von 50 Basispunkten auf dann 3,5% (Refinanzierungssatz) beschlossen. Generell haben höhere Nominalzinsen bei gleichbleibender Inflation negative Auswirkungen auf Edelmetallpreise. Man muss jedoch berücksichtigen, dass die längerfristigen Erwartungen auf niedrigere Zinsen deuten (z.B. inverse Renditekurve) und auf der anderen Seite aufgrund von De-globalisierung, Fiskalpolitik (Energiewende) und partiell weiter anhaltender Probleme im Energie- und Agrarsektor (z.B. militärische Konflikte, Klimaschäden) Inflation in der EU auf absehbare Zeit wahrscheinlich nicht unter 4%-5% fallen wird (das offizielle Inflationsziel der EZB ist 2%). Das bedeutet, dass Realzinsen weiterhin niedrig oder gar negativ bleiben werden – ein Positivfaktor für Gold- und Silberpreise.

 

Wie sollen Edelmetall-Investoren mit dem momentanen Zinszyklus der FED und dem starken Dollar umgehen? Welchen Rat können Sie verunsicherten Anlegern mitgeben?

Die Fed und die Mehrzahl der Marktteilnehmer haben Ende 2022 den sogenannten „Pivot“ oder Drehpunkt in der US-Zinswende für das erste, spätestens für das zweite Quartal 2023 vorhergesagt. Es wurde aber insbesondere Lohnsteigerungen und die geringe Arbeitslosigkeit unterschätzt, was zu einer wieder etwas falkenartigeren Fed-Politik geführt hat. Das kann verschiedene Gründe haben, z.B. weiterhin Nachhol-Konsum nach Covid, die Öffnung von China, was rezessionsmildernde Auswirkungen hat. Trotzdem ist zu beachten, dass beispielsweise bestimmte Nachfrage (wie Urlaubsreisen) oder auch Forderungen nach höheren Löhnen nachlaufende Faktoren sind, während Auftragszahlen oder Vertrauen von Unternehmen in die Zukunft (PMI) vorlaufende Faktoren sind. Diese sehen seit November 2022 sehr bescheiden aus. Wenn sich im Laufe des Jahres Unternehmen, Staat und Privatpersonen zu höheren Zinsen refinanzieren müssen, wird sich dies ohne Frage negativ auf die US-amerikanische Wirtschaft auswirken und dann auch die Fed dazu bewegen, die Zinsen nicht weiter zu erhöhen und nächstes Jahr ggf. wieder abzusenken. Insofern müssen sich Edelmetallanleger in der ersten Hälfte des Jahres noch in etwas Geduld üben, denn der berühmt berüchtigte „Pivot“ wird wohl noch einige Monate auf sich warten lassen. Was den starken Dollar angeht: Die letzte Phase eines starken Dollars begann mit den ersten Lockerungen der Covid-Beschränkungen Anfang 2021, da dies mehr weltweiten Handel bedeutete und dieser hauptsächlich in Dollar abgewickelt wird. Der Dollar wurde dann weiter durch den Anfang eines neuen Zinszyklus n den USA im März letzten Jahres gestützt. Wir hatten zwischenzeitlich einen Rebound des Euros gegenüber dem Dollar von Oktober 2022 bis Januar dieses Jahres, hauptsächlich bedingt durch das Aufschließen der EZB in Bezug auf Zinserhöhungen. Der Dollar ist aber weiterhin recht teuer. Dies hat auf der einen Seite den Effekt, dass Gold im Vergleich zum Dollar an Wert verlieren kann, aber Nicht-Dollar-Anleger in ihren Währungen trotzdem einen gleichbleibenden oder sogar höheren Goldpreis sehen. Wir würden Anlegern raten, darauf zu vertrauen, dass der „Pivot“ der Zentralbanken spätestens innerhalb der nächsten 12 Wochen unausweichlich ist und den Dollarpreis weitestgehend ignorieren.

 

In China wurde die Null-Covid Politik gelockert. Wie bewerten Sie diese Entwicklung allgemein, als auch für den Edelmetallsektor?

Die abrupte Änderung der chinesischen Covid-Politik hat sicherlich in Herausforderungen für das Gesundheitssystem in China resultiert, welche für westlichen Beobachter nicht sonderlich transparent sind. Was allerdings besser zu beobachten ist, dass nun Produktionskapazitäten und Frachtraten angestiegen sind. Darüber hinaus hat auch der chinesische Importsektor und der Konsum von den Lockerungen profitiert. Eine höhere wirtschaftliche Aktivität im Reich der Mitte kann auf der einen Seite Inflation erhöhen (beispielsweise bei Rohstoffen), aber in anderen Bereichen Inflation verringern (z.B. bei bestimmten Konsumgütern, die China exportiert). Insofern sind die Auswirkungen auf die Politik der westlichen Zentralbanken nicht eindeutig zu bestimmen. Allerdings ist klar, dass in der Tendenz Edelmetallpreise eher positiv davon betroffen sind. Es wird in China wieder mehr Gold als Schmuck gekauft und Silber für die lokale und weltweit größte Photovoltaikindustrie nachgefragt.

 

Wie fällt ihr bisheriges Fazit für Edelmetalle für dieses Quartal aus? Was war für Sie die bisher größte Überraschung am Markt?

Das erste Quartal war sicherlich etwas enttäuschend für den Edelmetallsektor. Dies hängt hauptsächlich mit der wieder etwas schärferen Politik der Fed zusammen. Die größte Überraschung war das Tempo der sich doch sehr intensivierenden M&A-Dynamik im Edelmetallminensektor. Während allgemein der Trend mit der Übernahme von Randgold durch Barrick Anfang 2019 eingeläutet wurde, akzelerierte dieser bereits letztes Jahr mit Newcrests Übernahme von Saracen und Agnico Eagles Akquisition von Kirkland Lake. Dieses Jahr hat Newmont einen (bisher abgelehntes) Angebot für die Übernahme von Newcrest vorgelegt, und ein Konsortium von Agnico Eagle und Pan American Silver beabsichtigt Yamana Gold zu übernehmen. Diese Konsolidierung macht angesichts der höheren Finanzierungskosten im Explorationsbereich und die schwindenden Neuvorkommen, zumindest für Gold, sehr viel Sinn.

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